3. Kongresstag
Am Morgen des letzten Kongresstages hielt Generaloberstabsarzt Dr. Ralf Hoffmann, Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr, seinen Lagevortrag. In klaren Worten und mit konkreten Zahlen zeichnete er ein realistisches Bild der aktuellen und künftigen Herausforderungen.

Eine Richtgröße für den Aufwuchs der Streitkräfte auf bis zu 460.000 Soldatinnen und Soldaten sei – unter Berücksichtigung der Finanzierbarkeit und der voraussichtlichen Generierbarkeit – realistisch. Diese Zahl umfasse aktives Personal mit einem Anteil von etwa 220.000 bis 280.000 Soldatinnen und Soldaten, ergänzt durch hochaktive Reservisten und Feldersatzkräfte.
Der neue Wehrdienst sei dabei von zentraler Bedeutung für den Personalaufwuchs, insbesondere im Bereich der Heimatschutzkräfte. Etwa zwölf Prozent der neuen Wehrdienstleistenden würden in den Sanitätsdienst eingesteuert. Dies bringe nicht nur eine hohe Belastung für die Ausbildungskompanien mit sich, sondern auch eine besondere Verantwortung: den neuen Soldatinnen und Soldaten zu vermitteln, wofür der Sanitätsdienst stehe – für Respekt im Miteinander, einen vielfältigen Arbeitsalltag und ein bedeutsames Wirken in der medizinischen Versorgung. Nur so könne es gelingen, Personal langfristig zu binden.
Bis spätestens 2027 sollen neue Grundausbildungskompanien im Sanitätsdienst eingerichtet werden, um die steigende Zahl an auszubildendem Personal bewältigen zu können. In Kürze würden zudem rund 3.000 Dienstposten ausgeschrieben, die im Rahmen des erweiterten Planungsrahmens bewilligt wurden. Dies könne jedoch nur kurzfristig bestehende Lücken schließen. Langfristig müssten weitere Dienstposten geschaffen werden – insbesondere zur Stärkung des ambulanten Bereichs, der an einigen Standorten bereits jetzt einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt sei. Bei einem voraussichtlichen Budget von 172 Milliarden Euro bis 2029 rücke nun auch die materielle Ausstattung stärker in den Fokus. Es erfolge eine „maßvolle Entkopplung der Planungskategorien Personal und Material“, da die aktuelle sicherheitspolitische Lage keine andere Prioritätensetzung zulasse.
Die Zukunft des Sanitätsdienstes werde zudem geprägt sein durch Innovationen wie den Einsatz von Drohnen und Künstlicher Intelligenz. Die Digitalisierung der Gesundheitsakten aller Soldatinnen und Soldaten solle bis Ende 2027 abgeschlossen sein.
Abschließend betonte der Befehlshaber, dass die anstehenden Aufgaben nur durch gemeinsames Handeln sowie eine ehrliche und wertschätzende Kommunikation bewältigt werden könnten. Der Kernauftrag der medizinischen Versorgung müsse stets im Mittelpunkt stehen – bei gleichzeitiger Anerkennung der eigenen Grenzen.
Abschlusswort des Präsidenten
Das letzte Wort des 56. Jahreskongresses der DGWMP e.V. hatte Generalstabsarzt a.D. Dr. Schoeps. Zum letzten Mal sprach er in seiner Rolle als Präsident und blickte zurück auf sechs Jahre Amtszeit, auf gesammelte Erfahrungen und erreichte Meilensteine. Besonders stolz zeigte er sich über die mittlerweile enge Zusammenarbeit mit dem SanOA e.V. Nur durch die aktive Einbindung der nachkommenden Generation – etwa auf Veranstaltungen wie dem Jahreskongress oder im Rahmen regelmäßiger Videokonferenzen zwischen den Vorständen beider Vereine – könne eine solide Basis für die Zukunft der DGWMP e.V. geschaffen werden.
Abschließend dankte Dr. Schoeps neben dem Tagungspräsidenten und den wissenschaftlichen Leitern auch der Geschäftsführung um Peter Katzmarek, die mit ihrem unermüdlichen Engagement erneut für einen rundum gelungenen Kongress gesorgt habe.
Schon jetzt darf man sich auf den 57. Jahreskongress vom 08. bis 10. Oktober 2026 in Papenburg freuen.
Stabsarzt Ann-Cathrin Hollstein (Bundeswehrkrankenhaus Ulm)
Kontakt: AnnCathrinHollstein@bundeswehr.org