Bericht zum 56. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1. Tag

30. Oktober 2025
Bericht zum 56. Jahrestag der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie 1. Tag
  1. Jahreskongress der
    Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie

 

  1. Kongresstag

Vom 30.Oktober bis 01.Novemeber 2025 fand der 56. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e.V. (DGWMP e.V.) in Papenburg an der Ems statt. Über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Militär, Zivilgesellschaft und Industrie kamen unter dem diesjährigen Motto „Schnittstellen der integrierten Versorgung – Wehrmedizin vom Truppenarzt bis zum Spezialisten“ zusammen.

Die Veranstaltung im Hotel Alte Werft, das bis 1975 Produktionsstätte der Schiffswerftindustrie gewesen war, wurde vom Tagungspräsidenten Oberstarzt a.D. Dr. Schardt eröffnet. Anschließend richteten der stellvertretende Bürgermeister der gastgebenden Stadt Papenburg, Heiner Butke, sowie der Bürgermeister der Stadt Westerstede, Michael Rösner, ihre Grußworte an die Teilnehmenden.

Konteradmiral Müller-Meinhard (Kommandeur Unterstützung sowie Abteilungsleiter Einsatzunterstützung im Marinekommando in Rostock)  sprach in seinem Grußwort über die Herausforderung von hoher Einsatzbereitschaft bei angespannter Personallage in der Marine. Der Sanitätsdienst, so Müller-Meinhard, nehme eine Schlüsselrolle ein, um die physische und psychische Gesundheit der Soldatinnen und Soldaten an Board sicherzustellen.
Frau Prof. Dr. Hilfiker-Kleiner (Präsidentin der Medizinischen Hochschule Hannover) betonte, dass auch bei den Studierenden das Bewusstsein für einen möglichen Verteidigungsfall im Rahmen des Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) wachse. Zugleich steige die Nachfrage nach entsprechender universitärer Ausbildung in Bereichen wie Wehrmedizin, Katastrophenmedizin und Psychotraumatologie.

Nach einem Videogrußwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Sebastian Hartmann hielt Generalstabsarzt a.D. Dr. Schoeps (Präsident der DGWMP e.V.) das abschließende Grußwort. Traditionell nutze er die Gelegenheit dazu, die Lehrgangsbesten Sanitätsoffiziersanwärter und -anwärterinnen, Offizier und Offizierinnen im militärischen Fachdienst (OffzMilFD) sowie Truppenoffiziere und
-offizierinnen im Sanitätsdienst zu ehren. In diesem Jahr erhielten für ihre außergewöhnlichen Leistungen Fähnrich (SanOA) Max Schmidt, Leutnant Pascal Nolden (OffzMilFD) sowie Fahnenjunker Artur Wagner (Truppenoffizier im Sanitätsdienst)  die Ehrenmedaille des Präsidenten. Im Anschluss an die Ehrung eröffnete der Präsident offiziell den diesjährigen Kongress.

 

Festvortrag

Anschließend kündigten die beiden wissenschaftlichen Leiter des 56. Jahreskongresses, Flottenarzt Dr. Koch (Leiter des Sanitätsunterstützungszentrums Erfurt) und Flottenarzt Dr. Oltmanns (Klinischer Direktor der Klinik für Innere Medizin am Bundeswehrkrankenhaus Westerstede) den Festvortrag an.


Prof. Dr. Straub (Vorstandsvorsitzender der Barmer Ersatzkassen) ging darin auf die aktuellen Herausforderungen im Deutschen Gesundheitssystem ein. Er verdeutlichte, dass Deutschland im internationalen Vergleich trotz hoher Gesundheitsausgaben nur mittelmäßige Versorgungsergebnisse erziele. Zwar stehe dem Gesundheitssystem ausreichend Personal zur Verfügung, dennoch bestehe ein relativer Mangel – insbesondere, weil in der Bundesrepublik im Vergleich zu reformierten Systemen wie dem dänischen nach wie vor ein Überangebot an stationären Betten existiere. Ein zentrales Problem sei zudem, dass im Median mehr als zehn Prozent der Kliniken die festgelegten Qualitätsstandards in der Versorgung nicht erfüllten.

Eröffnung der Industrieausstellung & der neue Sanitätsdienst der Bundeswehr

Die Eröffnung der Industriemesse folgte am Mittag des ersten Kongresstages. Über 40 Ausstellerinnen und Aussteller luden an ihren Messeständen zu fachlichem Austausch und Vernetzung ein.

Die erste Plenarsitzung des Tages am frühen Nachmittag unter dem Vorsitz von Generalstabsarzt Dr. Backus (Kommandeur Kommando Gesundheitsversorgung) beschäftigte sich mit der neuen Struktur des Sanitätsdienstes. Die hochrangingen Referenten gingen in ihren Vorträgen auf die ambulante sowie klinische Gesundheitsversorgung, die neue Struktur der Sanitätsakademie sowie auf zukünftige Veränderungen, denen sich der Sanitätsdienst stellen müsse, ein. Im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung müsse das Gesundheitssystem in Deutschland – neben der zivilen Grund- und Regelversorgung – mit bis zu 1.000 zusätzlichen Verletzten pro Tag rechnen. Hinzu kämen mögliche Flüchtlingsbewegungen und die Gefahr von Anschlägen im Bundesgebiet, die das System weiter belasten könnten. Daher müsse bereits in Friedenszeiten die Resilienz Deutschlands in Frieden, Krise und Krieg gestärkt werden – insbesondere durch den Aufbau ausreichender Vorräte an Blutprodukten, Sanitätsmaterial, Medikamenten und Transportkapazitäten. Ziel sei es, bis 2028 die volle „combat readiness“ zu erreichen.

Am Nachmittag boten Workshops, Arbeitskreissitzungen und weitere Plenarsitzungen Gelegenheit zum intensiven fachlichen Austausch. Das Programm reichte von psychosozialer Medizin über das Management von Großschadenslagen bis hin zu Sitzungen der Gesundheitsfachberufe.

Der Kongresstag klang beim Get-together auf der Industrieausstellung aus – eine willkommene Gelegenheit, die Eindrücke des Tages in zwangloser Atmosphäre weiterzudiskutieren und die Verbindung zwischen ziviler und militärischer Medizin zu vertiefen. Man darf sich schon jetzt auf den 2. Kongresstag freuen.

Stabsarzt Ann-Cathrin Hollstein (Bundeswehrkrankenhaus Ulm)
Kontakt: AnnCathrinHollstein@bundeswehr.org