31. ARCHIS in Papenburg vom 13. bis 15. März in Papenburg
Unter dem Motto „Was können wir leisten? Was können wir verbessern?“ fand die 31. Jahrestagung des Arbeitskreises Einsatzmedizin der chirurgisch tätigen Sanitätsoffiziere und -offizierinnen (ARCHIS in Papenburg statt.
In der mehr als beeindruckenden Location, dem Hotel Alte Werft an der Ems, fanden sich in diesem Jahr etwa 180 Teilnehmende ein, um dem „Erfolgsmodell“ beizuwohnen, wie der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e.V. (DGWMP e.V.) Generalstabsarzt a.D. Dr. Schoeps die Veranstaltung in seinem kurzen Grußwort beim Get-together am Mittwoch bezeichnete. In lockerer Atmosphäre kamen an diesem Abend Sanitätsoffiziere und – offizierinnen sowie Vertreterinnen und Vertreter der Industrie zusammen, um über die Bundeswehrkrankenhäuser hinaus Kontakte zu knüpfen und ins Gespräch zu kommen.
Offizielle Kongresseröffnung
Am Donnerstagmorgen, den 15.03. hatte zunächst der Sprecher der ARCHIS, Oberstarzt Dr. Güsgen (stellv. Klinischer Direktor und Sektionsleiter Viszeralchirurgie, BwZKrhs Koblenz), das Wort. Nach einer kurzen Begrüßung aller Teilnehmenden entschuldigte er das Fernbleiben des Tagungspräsidenten, Oberstarzt Dr. Gutcke (Klinischer Direktor Orthopädie und Unfallchirurgie, BwKrhs Westerstede), welcher aus gesundheitlichen Gründen leider kurzfristig absagen musste.
Anschließend übergab er das Wort an den Präsidenten der DGWMP e.V.. Dieser überreichte zunächst Oberstarzt Dr. Zechel (Kommandeur und Ärztlicher Direktor BwKrhs Westerstede) als stellvertretendem Tagungspräsident, sowie Frau Flottillenarzt Dr. Müller-Meinhardt (BwKrhs Westerstede) und Herrn Oberstabsarzt PD Dr. Kaltenborn (BwKrhs Westerstede) als wissenschaftliche Leiter den Coin des Präsidenten.
Anknüpfend an seine einleitenden Worte des Vorabends lud Generalstabsarzt a.D. Dr. Schoeps die Zuhörenden dann zu einem Rückblick auf die Geschichte der ARCHIS ein. Diese habe ursprünglich als rein chirurgischer Arbeitskreis begonnen und inkludiere mittlerweile alle in der Einsatzmedizin tätigen Fachrichtungen. In Zukunft wolle man sich noch approbations- und laufbahnübergreifender orientieren. Mit dem „Sanitätsdienst in schweren Wassern“, so Dr. Schoeps, sei diese Tagung eine gute Möglichkeit, um „alte Freunde zu treffen und neue [zu] gewinnen“, und sich so gemeinsam den Problemen der Zukunft zu stellen.
„Was können wir leisten? Was können wir verbessern?“
„Moin zusammen“ begrüßte Oberstarzt Dr. Zechel als stellvertretender Tagungspräsident darauffolgend das Auditorium. Bevor er die Tagung offiziell für eröffnet erklärte, durften die Teilnehmenden ein kurzes Grußvideo der Parlamentarischen Staatssekretärin Siemtje Möller genießen.
Getreu dem diesjährigen Motto appellierte Möller im Hinblick auf Landes- und Bündnisverteidigung, kritisch zu hinterfragen, was realistisch geleistet werden könne. Es komme nun nicht mehr auf die medizinische Versorgung einzelner weniger Verletzter im Rahmen bewaffneter Konflikte an, sondern vielmehr werde man sich mit einer großen Anzahl Verwunderter über einen langen Zeitraum konfrontiert sehen. Dies werde eine komplexe Herausforderung darstellen.
„Frieden kann jeder. Wir sind für Krise und Krieg da!“
Stellvertretend vorgetragen durch Generalarzt Dr. Backus (Ärztlicher Direktor und Kommandeur BwKrhs Ulm) folgte der Lagevortrag des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Baumgärtner, welcher dienstlich bedingt leider nicht persönlich vor Ort sein konnte.
Mit dem Fokus auf das fragile Sicherheitskonstrukt Europas stehe Deutschland – als Drehscheibe der NATO – sowie der Sanitätsdienst vor vielen Herausforderungen: höhere Patientinnen- und Patientenzahlen, begrenzte Ressourcen, eine Gesellschaft, die auf Landes- und Bündnisverteidigung nicht ausreichend vorbereitet sei.
„Die Zeitenwende geht uns alle an“, propagiert Generalarzt Dr. Backus, sodass die Streitkräfte jetzt mehr denn je in Kontakt mit der Gesellschaft treten müssten. Während die freie demokratische Grundordnung auf der Türschwelle Europas in der Ukraine verteidigt werde, gebe es hierzulande bestimmende Einflussfaktoren, denen man sich widmen müsse, um für die Zukunft sicherheitspolitisch gut aufgestellt zu sein: Digitalisierung, demographischer Wandel, Künstliche Intelligenz, Gesamtstaatlichkeit.
Neben dem Aufbau der Brigade in Litauen, müsse innerhalb Deutschlands die flächendeckende medizinische Versorgung durch die Bildung eines Clusterverbundes aus Bundeswehrkrankenhäusern, Berufsgenossenschafts- und Universitätskliniken sichergestellt werden, um große Mengen an Verletzten aus potentiellen zukünftigen Konflikten versorgen zu können.
Festrede: „Die Welt ist im Krieg“
Im Laufe des vor- und nachmittags hielten Referierende unterschiedliche Vorträge zu Themen wie „Departmentbildung der Bundeswehr“, „Challenge the Dogma“ und „Zukünftige Anforderungen an die Chirurgie der Bundeswehr“. In sich den einzelnen Sitzungen anschließenden offenen Diskussionen erfolgte ein kritischer Austausch miteinander.
Nach einer kurzen Mittagspause folgte ein großes Highlight. 4-Sterne General a.D. Domröse fesselte das Auditorium 45 Minuten lang mit der Festrede unter dem Titel „(Europäische) Sicherheit inmitten globaler Machtverschiebungen“. Trotz sehr ernster und komplexer Thematik bat der Redner und ehemaliger Oberbefehlshaber des Allied Joint Force Command Brunssum einen Überblick über die aktuelle weltpolitische Lage und die einzelnen Akteure in den verschiedenen Konflikten. Der Status „Frieden, Krise und Krieg“ sei nicht mehr die Realität und würde durch „Shape, Competition, Fight“ abgelöst.
Podiumsdiskussion und Poster Speed Session
Als letzter Programmpunkt des Tages fand am späten Donnerstagnachmittag nach einer Podiumsdiskussion zum Thema „Was wäre wenn?“ die Poster Speed Session statt.
Hierbei stellten junge Sanitätsoffiziere und -offizierinnen wissenschaftliche Beiträge zu unterschiedlichen chirurgischen Themengebieten vor. Im Anschluss an die kurze Vorstellung ihrer Ergebnisse, mussten sich die Präsentierenden den kritischen Fragen der Sitzungsleitenden, Generalarzt Dr. Backus sowie Oberstarzt Prof. Dr. Willy stellen.
Die Bekanntgabe der Gewinner und Gewinnerinnen erfolgt dann im Rahmen des Festabend.
sowie „Die roboterassistierte Operation des Thoraxmagens – Ergebnisse einer Fallserie aus dem Bundeswehrkrankenhaus Ulm“. Stabsarzt Wiebke Heitzmann et al., BwKrhs Ulm
Festabend
Im Anschluss an einen durch Politik und Wissenschaft geprägten Tag, welcher ein Forum für Kommunikation und angeregte Diskussion bot, kamen die Teilnehmenden der 31. ARCHIS zum Festabend zusammen.
Vor Einzug der Gesellschaft in den festlich eingedeckten Saal erfolgte die Bekanntgabe der Gewinner des DCS Contest, welcher am Mittwoch stattgefunden hatte. Der diesjährige Preis für den Wettbewerb, bei dem Teams chirurgisch tätiger junger SanOffz aus den verschiedenen Bundeswehrkrankenhäusern gegeneinander antreten und sich in sportlichen, militärischen sowie medizinischen Disziplinen messen, ging an das Bundeswehrkrankenhaus Ulm, dicht gefolgt von Berlin auf dem 2. Platz.
Nach einer kurzen Ansprache durch den Geschäftsführer der DGWMP e.V., Peter Katzmarek, welcher zusammen mit seinem Team erneut eine großartige Tagung organisiert hatte, wurde das Buffet eröffnet. Anschließend ließen die Teilnehmenden in entspannter Atmosphäre den Abend ausklingen.
2. Tagungstag
Der Freitagmorgen begann mit einem Vortrag aus dem Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr durch Oberfeldarzt Dr. Hempe. Hierbei bekamen die Zuhörenden einen Einblick in die aktuelle Besetzung von Planstellen, den Auswahlkriterien für die Berufsoffizierseinplanung sowie weiteren Spotlights aus der Chirurgie.
Nach zwei weiteren Sitzungen am Vormittag folgten Fazit und Verabschiedung, womit die 31. ARCHIS erfolgreich zu Ende ging.
Lt (SanOA) Ann-Cathrin Hollstein
Weitere Bilder der Veranstaltung können Sie hier einsehen:
https://dgwmp.pic-mediaservice.de/veranstaltung/25
© Thilo Pulpanek, BWK Berlin