02.03.2024

"Allergologie im Wandel" - Jahrestagung der AG Allergologie, klinische Immunologie und Umweltmedizin

Bericht

Die Bereichsgruppe Baden-Württemberg und die Ortsgruppe Ulm führten kürzlich in den Räumlichkeiten der Museumsgesellschaft Ulm eine ärztliche Fortbildungsveranstaltung in Gemeinschaft mit der Arbeitsgemeinschaft Allergologie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie durch. Nach Begrüßungen durch Frau OSA Dr. Sonja Förster, Herrn OFA PD Dr. Guido Mühlmeier und Herrn PD Dr. Sven Becker, Uniklinik Tübingen, gab es einen bunten Strauß an höchst aktuellen Themen.

Die spezifische Immuntherapie mit Allergenen steht derzeit ganz im Blickfeld der Therapie-Allergene-Verordnung (TAV), die uns die Qualität der Medikation erheblich verbessern soll, jedoch deutlich Einschränkungen in der Verfügbarkeit vieler Präparate bedeutet, im zivilen wie im militärischen Sektor. Bis zum Ende der Übergangsfrist der TAV im Jahr 2026 werden neben den bestehenden wohl nur noch wenige Präparate die Zulassung erlangen können, was zu Einschränkungen vor allem in der Versorgung von Kindern führen wird.

Erkrankungen wie die chronische Sinusitis mit Polypen werden zunehmend häufiger mit Biologika behandelt. Hierbei handelt es sich um monoklonale Antikörper, die in der Herstellung aufwendig sind und deshalb einen nicht geringen Teil an finanziellen Ressourcen verschlingen. Umso wichtiger ist der Aufbau eines Registers, in den Wirkungen und unerwünschte Effekte zusammengefasst werden, um die Chancen dieser Therapien kosteneffektiv nutzen zu können.

Ein echtes Highlight war der Beitrag zur Milbenbiologie. Hausstaubmilben sind sehr vermehrungsfreudig und leben in hoher Anzahl in unseren Betten, ärgern uns aber über die Exkremente mengenmäßig viel mehr. Gutes Lüften, milbendichte Überzüge und regelmäßiges Waschen der Bettwäsche sind die Basis für jede medikamentöse Therapie. Abzugrenzen hiervon sind die  Vorratsmilben, die in den Bereichen Landwirtschaft, Getreideverarbeitung, Bäckerwesen und im Haushalt zum Tragen kommen und im Fall allergischer Reaktionen gerne Asthma verursachen aufgrund ihrer geringen Partikelgröße mit hoher Eindringtiefe in die Atemwege.
Schwellungen in den tiefen Schichten der Haut werden als Angioödem bezeichnet und stellen häufig Notfallsituationen mit Gefahr der Verlegung der Atemwege dar. Unterschieden werden die durch Histamin von denen durch Bradykinin vermittelten Formen. Während erstere auf Antihistaminika und Kortison ansprechen, bedarf es im zweiten Fall einer Hemmung der Rezeptoren bzw. einer regelmäßigen Substitution von C1-Esterase-Inhibitor. Die Diagnostik kann in Einzelfällen aufwendig sein, ist für eine zielgerichtete Therapie jedoch unerlässlich.

Darm-Mikroben ärgern unsere Nase, so der Titel eines Beitrags über die Auswirkungen einer gestörten Darmflora auf die Atemwege. Zusammenhänge zwischen dem Darmgehirn, beeinflusst durch die Bakterienvielfalt und -menge im Darm, und dem Gehirn, der Haut und den Atemwegen sind schon länger aufgefallen, bislang jedoch nicht systematisch untersucht. In der HNO-Klinik des Bundeswehrkrankenhauses Ulm konnte nachgewiesen werden, dass über 90% der Allergiker und chronischen Sinusitis-Patienten Defizite in der Darmflora aufweisen. Mittlerweile gelingt es sogar, durch Umstellung der Ernährung und darmsanierenden Maßnahmen Atemwegsprobleme zu reduzieren und für bislang bekannte Therapien besser zugänglich zu machen.

Die Veranstaltung traf auf reges Interesse der Zuhörer im Saal, aber auch online zugeschalteter Mitglieder der DGWMP. Wir danken der Museumsgesellschaft Ulm für die Bereitstellung der für diese Art Veranstaltungen bestens geeigneten Räumlichkeiten mit Blick auf das Rathaus und das Ulmer  Münster.

PD Dr. Guido Mühlmeier, Oberfeldarzt, HNO-Klinik, Bundeswehrkrankenhaus Ulm