29.07.2024

Bericht zum 10. Fachkolloquium Zahnmedizin in Kloster Banz

Bericht

 

  1. Kongresstag

Vom 16. bis 18.07.2024 veranstaltete die DGWMP e. V. zum 10. Mal das Fachkolloquium Zahnmedizin im geschichtsträchtigen Kloster Banz bei Bad Staffelstein.

Die ehemalige Benediktinerabtei war um 1000 als Grenzfestung erbaut und um 1070 durch Gräfin Alberada von Schweinfurt und ihren Mann Graf Herrmann von Habsberg-Kastl den Benediktinern als Kloster gestiftet worden. Seitdem war das Kloster zweimal, 1505 durch ein Feuer und 1636 im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges, zerstört und wieder aufgebaut worden. Nach der Säkularisation 1803 durchlief es viele Besitzer, bis es 1983 als Bildungszentrum eröffnet wurde.

Traditionsgemäß fand diese Jubiläumsveranstaltung in bewährter Zusammenarbeit mit dem Zahnärztlichen Bezirksverband Oberfranken (ZBV) statt.

Nach kurzem erstmaligem Zusammenkommen der Vertreterinnen und Vertreter der Industrie und der Teilnehmenden der Tagung im Rahmen der Eröffnung der Dentalausstellung fand man sich im Plenarsaal ein.

 

 

 

 

 

 

 

Grußworte

Herr Oberstarzt Dr. Kathke, Vorsitzender des Arbeitskreises Zahnmedizin, begrüßte die Ehrengäste und die Zuhörenden auch im Namen von Frau Flottillenarzt Bornemann, stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises, zur „schönsten Tagung aus dem Portfolio der DGWMP“. Anschließend übergab er das Wort an den Präsidenten der DGWMP e.V., Herrn Generalstabsarzt a. D. Dr. Schoeps. Dieser hieß die ca. 150 teilnehmenden Sanitätsoffiziere und Zahnärzte zur Jubiläumsveranstaltung willkommen. Er hob hierbei besonders seine Freude darüber hervor, dass in diesem Jahr sämtliche Lehrstuhlinhaber der Universitätszahnklinik Würzburg vor den uniformierten und zivilen Zahnärztinnen und Zahnärzten des Zahnärztlichen Bezirksverbands Oberfranken auf höchstem Niveau referieren. Vor allem im Hinblick auf die Umstrukturierung des Sanitätsdienstes, die Dr. Schoeps kritisch beurteilte, müssten Zusammenkünfte wie das Kolloquium genutzt werden, um „einander kennenzulernen und zu verstehen“ und so das Gesundheitsnetzwerk weiterhin „tragfähig zu gestalten“.

Im Anschluss folgte ein kurzes Grußwort durch Herrn Generalarzt Dr. von Uslar, stellvertretenden Kommandeur des Kommando Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung (Kdo RegSanUstg), der die anstehende Umstrukturierung des Zentralen Sanitätsdienstes bewertete. Er versicherte, dass auch aktuell noch „auf allen Ebenen argumentiert werde, um die Situation zu verbessern“ Das medizinische Personal solle auch in Zukunft weiterhin durch exzellente Leistung überzeugen können. Er beendete seine Ausführungen mit einem Lob: besonders die zahnärztlichen Kameradinnen und Kameraden würden hervorragende Arbeit leisten, weshalb er in seiner erst 15-monatigen Verwendung bisher selten zur Dienstaufsicht in zahnmedizinischen Einrichtungen gewesen sei. Professor Dr. Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, richtete in seinem Grußwort den Blick auf den mangelnden Nachwuchs, vor allem im ambulanten Bereich. Die Zukunft werde ein „bumpy ride“ und nur durch mehr Freiheit und weniger Bürokratie könne man dieser Herausforderung begegnen. Das letzte Grußwort hielt Herr Oberstarzt d. R. Dr. Schott, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns. „Nicht geschimpft ist Lob genug“, so der Oberfranke, und freute sich über die gelebte zivil-militärische Zusammenarbeit bei dieser Fortbildungsveranstaltung.

Lagevortrag des Leitenden Zahnarztes der Bundeswehr

Im Anschluss an eine kurze Pause mit Besuch der Dentalausstellung folgte der Lagevortrag durch den Leitenden Zahnarzt der Bundeswehr, Herrn Oberstarzt Dr. Rentschler, KdoSanDstBw, Koblenz. Auch er ging zunächst auf die bevorstehende Umstrukturierung des Zentralen Sanitätsdienstes ein. Gemäß aktueller Zeitlinien soll das Unterstützungskommando Bundeswehr bis zum 01.04.2025 aufgestellt werden. Zum 01.04.2026 werde dieser Schritt für das Kommando Gesundheitsversorgung Bundeswehr erwartet. Zur Leistungsauswertung hatte der Leitende Zahnarzt Positives zu berichten: 4,7 % Zunahme an Sitzungen, 3,4 % mehr Arbeitszeit/Normativtag sowie eine Steigerung von 9,5 % der BEMA/Normativtag im Vergleich zum Vorjahr. Im Bereich der Rettungskette sehe er Verbesserungspotenzial. So sei zahnärztliches Personal auf Ebene 1 und 2 nicht abgebildet, was sich mit Blick auf Landes- und Bündnisverteidigung dringend ändern müsse. Zur aktuellen Einsatzlage berichtete er von einer Zunahme insbesondere an Bordeinsätzen. So werde es zu einer Bedarfszunahme um 60 % an zahnärztlichem Personal in den Einsätzen kommen. Zum Abschluss des offiziellen Teils folgte ein erster Fachvortrag durch Herrn PD Dr. Rathe, MSc und Frau DH Herzog, BSc, Praxis „32 schönezähne“, Forchheim, in welchem die Dozierenden die Verwendung von Hyaluronsäure in der antiinfektiösen Therapie darstellten.

Im Rahmen des Get-togethers vor der alten Kutschenhalle des Kloster Banz ließen die Teilnehmenden den ersten Abend bei gelassener Atmosphäre ausklingen.

  1. Tag – Wissenschaft im Rahmen der zivil-militärischen Zusammenarbeit

Der zweite Kongresstag stand im Fokus der Wissenschaft. Den Auftakt machte Herr Prof. Dr. Krastl von der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Uniklinik Würzburg mit seinem Vortrag zum Thema „Zahnerhaltung extrem: Lösungen für schwierige Ausgangssituationen.“

Anschließend referierte Frau Prof. Dr. Stellzig-Eisenhauer von der Poliklinik für Kieferorthopädie der Uniklinik Würzburg zum Thema „Kieferorthopädie bei Erwachsenen: Mehr als nur Kosmetik.“ Mit eindrucksvollen Fallbeispielen zeigte sie dem Plenum, welche enormen Verbesserungen in Bezug auf Funktion und Ästhetik durch kieferorthopädische Behandlungen erzielt werden können.

Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden zunächst Herrn Prof. Dr. Schmitter von der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik des Uniklinikums Würzburg zuhören, der sich mit dem Thema „Prothetik digital – Aufbruch in ein neues Zeitalter?“ befasste. Den Abschluss der wissenschaftlichen Vortragsreihe übernahm anschließend Herr Prof. Dr. Dr. Kübler von der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie des Uniklinikums Würzburg mit seinem Vortrag zu „Moderne Therapiekonzepte bei Kopf- und Halstumoren“.

Im Rahmen des anschließenden Grillabends auf der Terrasse des Klosters bot sich in entspannter Atmosphäre die Gelegenheit zum Austausch über die vielseitigen Eindrücke des Tages.

  1. Tag – Verbesserung der Zusammenarbeit, Aktuelles aus dem BAPersBw und Eindrücke aus Sierra Leone

Den dritten und letzten Tag des Jubiläumskolloquiums eröffnete Herr Oberfeldarzt Dr. Ulbrich von der Zahnarztgruppe SanVersZ Husum. Mit seinem interaktiven Vortrag zu Verbesserungsmöglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Truppenzahnärztinnen und -ärzten sowie Oralchirurginnen und -chirurgen fesselte er die Zuhörenden. Anhand von Fallbeispielen aus dem Praxisalltag zeigte er, dass die Entscheidung, ab wann eine Überweisung zur Oralchirurgie notwendig ist, nicht immer einfach ist und daher vor allem eine gute Kommunikation zwischen den beteiligten Parteien erforderlich ist.

Coin des Präsidenten für Herrn Flottenarzt d. R. Dr. Kuhn

Generalstabsarzt a. D. Dr. Schoeps verlieh Flottenarzt d. R. Dr. Kuhn mit Blick auf dessen bevorstehende Pensionierung den „Coin des Präsidenten“. Damit drückte er seinen großen Dank für das jahrelange Engagement des Flottenarztes d. R. in der DGWMP e.V. und in den Reservedienstleistungen der Bundeswehr aus, das weit über das Mindestmaß hinausgegangen war. „Er ist einer der Menschen, ohne die Ehrenamt und das Reservistentum nicht existieren könnten,“ so der Präsident der Gesellschaft, als er Dr. Kuhn auf die Bühne bat. Mit schallendem Applaus stimmten auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kolloquiums zu.

Personallage, Einsatzpool Vakanzendeckung Inland (EVI) und BS-Auswahlkonferenz

Frau Oberfeldarzt Dr. Konzack, BAPersBW III 4.3.1, berichtete über die aktuelle Personallage im Fachbereich Zahnmedizin. Neben den aktuellen Gesamtzahlen ging sie dabei auf die Besetzung der einzelnen Sanitätsunterstützungszentren ein. Derzeit seien in diesen 90 % der zahnärztlichen und 89 % der oralchirurgischen Dienstposten besetzt.

Um Vakanzen zukünftig besser zu decken, habe man den „Einsatzpool Vakanzendeckung Inland (EVI)“ eingerichtet. Dieser Pool sei auf eine zweijährige Verwendung angelegt. Aktuelle Zielgröße seien vier Poolteilnehmerinnen bzw. -teilnehmer. Voraussetzung hierfür sei die abgeschlossene 18-monatige Einweisungsphase sowie das Vorliegen der ersten Beurteilung. Zeiten von mehr als sechs Monaten im EVI-Einsatz könnten als Leitung einer zahnärztlichen Behandlungseinrichtung angerechnet werden.

Die BS-Auswahlkonferenz finde, so Dr. Konzack, in diesem Jahr am 21.11.2024 statt. Aktuell sei eine Übernahme von sechs Zahnmedizinerinnen und -medizinern sowie einer Oralchirurgin oder einem Oralchirurgen möglich. Der Antragschluss sei der 31.08.2024.

Zahnärztliche Role 1 Versorgung in Sierra Leone

Herr Oberstarzt Hemme, Leiter der Zahnmedizin des SanUstgZ München, beendete das Kolloquium mit einem kurzen, eindrucksvollen Vortrag über seine Reise nach Sierra Leone, die er gemeinsam mit der Caritas durchgeführt hatte. In einem der ärmsten Länder der Welt, wo auf 10.000 Menschen lediglich 0,0007 Zahnärztinnen oder Zahnärzte kommen, hatte er zusammen mit weiteren ärztlichen Kolleginnen in einem Waisenhaus Role-1-Versorgung geleistet. Neben Bildern der zahnärztlichen Tätigkeit vor Ort gab er dem Publikum auch Impressionen des Landes mit auf den Weg. Bei Interesse an einer zukünftigen Projektteilnahme steht er gerne als Ansprechperson zur Verfügung. Als Gast der DGWMP wurde Oberstarzt Dr. Hemme von Adjudant-Chef Dossou Paulin Lantonhedjra begleitet.

     

Fazit

Das 10. Fachkolloquium Zahnmedizin im Kloster Banz war wie jedes Jahr ein großer Erfolg. Neben informativen Vorträgen durch Lehrstuhlinhaber der Universität Würzburg bot die DGWMP e.V. ein Rahmenprogramm, das den Austausch zwischen Industrie, ziviler und militärischer Welt förderte. Der geschichtsträchtige Veranstaltungsort und die sommerlichen Temperaturen trugen zu einer gelungenen Veranstaltung bei.
Der Vorsitzende des Arbeitskreises Zahnmedizin, OTA Dr. Kathke, dankte abschließend auch der Bundesgeschäftsstelle unter der Leitung von Herrn Peter Katzmarek für die vortreffliche Organisation.

Es bleibt nun, sich auf das 11. Fachkolloquium Zahnmedizin zu freuen, das vom 15. bis 17. Juli 2025 im Kloster Banz stattfinden wird.

Lt (SanOA) Ann-Cathrin Hollstein

Weitere Bilder der Veranstaltung können Sie hier einsehen:
DGWMP App (pic-mediaservice.de)