18.10.2023

Bericht zum 8. Seminar „Gesundheitsversorgung der Bundeswehr“ am 18.10.2023 in Ulm

Bericht

Pünktlich um 09.00 Uhr eröffnete der Präsident der DGWMP, Generalstabsarzt a.D. Dr. Schoeps, das Seminar unter dem Motto „Gesundheitsversorgung der Bundeswehr“ mit einem Appell an alle: Heute mehr denn je müssten Militär und Industrie ihre „Kräfte bündeln“ und das Seminar des Tages zum Dialog nutzen, um die Qualität der Beschaffung von Material für den Sanitätsdienst voranzubringen und sich gemeinsam weiterzuentwickeln.

Im Anschluss an seine kurze Eröffnungsrede übergab er das Wort an den heutigen Moderator Oberstapotheker Dr. Klaubert, Zentrales Institut des Sanitätsdienst der Bundeswehr, München, welcher seinen Fokus ebenfalls auf ein „gemeinsames Miteinander“ und „gemeinsame Herausforderungen“ richtete. Oberstapotheker Dr. Klaubert gab eine Vorschau auf den Tag: Das Seminar würde sich inhaltlich vormittags besonders mit den politischen Rahmenbedingungen der Beschaffung von Sanitätsmaterial, nachmittags mit der strategischen Ausrichtung bei Arzneimitteln und Medizinprodukten beschäftigen.

Lessons identified – lessons learned?

Den ersten Vortrag des Tages hielt Generalarzt Dr. Meyer, Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr (Kdo SanDstBw). Er sprach von „lessons identified“ im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und hob hier einige Erkenntnislinien hervor. Unter anderem stelle Krieg aus seiner Sicht nicht nur eine Militärangelegenheit dar, sondern vielmehr sei dieser zu einer „gesamtstaatlichen Aufgabe“ geworden. Besonders betonte er, dass der Sanitätsdienst trotz sich stetig verändernder Bedingungen weiterhin an seinem Anspruch an die Rettungskette festhalten würde. Hierzu wäre vor allem Flexibilität in der Neuausrichtung notwendig.

Der nächste Redner Generalarzt Dr. Most, Kommando Sanitätsdienst Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung, griff die Thematik seines Vorredners auf und stellte die Frage in den Raum, ob „lessons identified“ auch bereits „lessons learned“ hieße. Er legte den Fokus seines Vortrages unter dem Titel „Krieg ist kein Zelturlaub“ auf die „Königsdisziplin Verzögerung“ der Brigade und die damit einhergehenden Ansprüche und Herausforderungen an alle Akteure, aber besonders an den Sanitätsdienst. Er forderte hierbei nicht nur die Militärangehörigen, unter denen sich viele pensionierte wie auch aktive Generalärzte befanden, sondern auch die Industrie auf, innovative Ideen einzubringen, um fehlende Mobilität und fehlenden Schutz bei der Patientenversorgung im NATO Artikel 5 zu beheben. Die Luftverlegbare Sanitätseinrichtung wäre aus seiner Sicht nur noch als Übergangslösung anzusehen, die bis zum Beginn des nächsten Jahrzehnts dringend durch aufsetzbare und gepanzerte Einrichtungen abgelöst werden müsse. Hierbei verwies er sowohl auf zu lange Auf- und Abbauzeiten und die damit einhergehenden Einbußen im Hinblick auf Mobilität sowie auf den mangelnden Schutz in den Zelten.

Nach einer kurzen Kaffeepause übernahm Oberstarzt Dr. Beuermann, Sanitätsregiment 2, das Wort und referierte über „Erfahrungen zur Taktik (…) aus Sicht eines Sanitätsregiments“. Von kleinen Problemen wie Bodenbeschaffenheit, wodurch Zeltheringe nicht eingebracht werden könnten, hin zu Beschaffung von Sterilgut, das im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung in größeren Mengen benötigt würde als bisher, bis hin zur Entsorgung dessen gab er als Kommandeur des SanRgt 2 Einblicke in praktische Herausforderungen und sorgte an der ein oder anderen Stelle für heiteres Gelächter des Publikums.

Aus der Praxis des Einsatzes

Zuletzt folgte vor der Mittagspause ein Vortrag von Oberstabsarzt Dr. Zobel, Bundeswehrkrankenhaus Berlin, zum Thema der „Notfallversorgung im Einsatz – Anforderungen an die Sanitätsausstattung aus Sicht eines beweglichen Arzttrupps“. Die gespannt Zuhörenden wurden mit dem Fazit in die Pause verabschiedet, dass die Ausstattung des Sanitätsdienstes im Einsatz weitestgehend gut wäre, jedoch dringend die begonnene Standardisierung der Ausbildung von Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern realisiert werden müsse. Des Weiteren sehe er eine Vereinheitlichung beim Zusammenstellen von Sanitätsmaterial, sowohl in Bezug auf persönliche Ausrüstung des Sanitätspersonals, aber auch die Ausstattung auf den verschiedenen Fahrzeugen als dringend notwendig. Seine Frage, ob grün weiß genug und weiß grün genug wäre, ließ Oberstabsarzt Dr. Zobel offen und gab damit genügend Gesprächsstoff für die folgende Mittagspause.

Herstellung, Tracking, aktuelle Beschaffungen

Im Verlauf des Nachmittags folgten weitere spannende Beiträge verschiedener Referenten. Unter anderem berichtete Unterabteilungsleiter im Bundesministerium für Gesundheit sowie Major der Reserve Rottmann-Großner über die Herausforderungen der Nationalen Reserve Gesundheitsschutz, während Oberstapotheker Dr. Hussenether, Kdo SanDstBw, Zukunftsaussichten auf eine neue Herstellungsstätte für Arzneimittel gab. Des Weiteren durften die Gäste dem Vortrag des Dipl.-Ing. Amann, CLINARIS GmbH, beiwohnen, welcher die technischen Möglichkeiten und Nutzen des Echtzeit-Trackings von Medizinprodukten darlegte. Die Vortragsreihe wurde schließlich durch Oberstapotheker Dr. Kindling, BAAINBw, beendet, der über Beschaffungsvorhaben des Sanitätsdienst wie z.B. unterschiedliche Fahrzeugprojekte, einem neuen Multifunktionsgebäude des Bundeswehrzentralkrankenhaus oder auch neuen Modulen für Luftlanderettungsstationen berichtete.

Schlusswort und Fazit

Das Schlusswort des Tages hatte erneut der Präsident der DGWMP Generalstabsarzt a.D. Dr. Schoeps. Er hob vor allem die energische Stimmung unter den Teilnehmenden positiv hervor, die sich in den vielen Diskussionen am Vormittag durch kritische Wortwechsel zeigte und unterstrich damit erneut, für wie wichtig er auf in Zukunft die Dialoge zwischen Militär und Industrie halte, um sich den Anforderungen der Zukunft stellen zu können.

Resümiert man den Tag, so war dieser geprägt von spannenden Einblicken in verschiedenste Bereiche des Sanitätsdienst, der an der ein oder anderen Stelle für Diskussion, aber vor allem Anreiz für weitere Gespräche auch nach Beendigung des Seminars sorgte.

Großer Dank gilt abschließend dem Geschäftsführer der DGWMP Peter Katzmarek sowie seinem Team, das für einen mehr als reibungslosen Ablauf des Tages sorgte und ein vielfältiges, informatives Seminarprogramm zusammenstellte, wodurch der Seminarsaal den ganzen Tag über mit interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern gefüllt war. 

Leutnant (SanOA) Ann-Cathrin Hollstein