Bericht der Frühjahrstagung der AG Thoraxpathologie der Deutschen Gesellschaft für Pathologie

24. und 25.02.2023
Bericht

Frühjahrstagung der AG Lungen- und Thoraxpathologie der Deutschen Gesellschaft für Pathologie am Bundeswehrkrankenhaus Ulm

Am 24. und 25. Februar 2023 fand am Bundeswehrkrankenhaus Ulm die Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft Lungen- und Thoraxpathologie der Deutschen Gesellschaft für Pathologie (DGP) statt. Die Organisation der jährlich stattfindenden wissenschaftlichen Fachtagung, die in diesem Jahr von der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie mit ausgerichtet wurde, oblag Oberstarzt Professor Dr. Dr. Steinestel, dem Klinischen Direktor der Pathologie und Molekularpathologie am BwKrhs Ulm und stv. Sprecher der AG. 

Die mit über 50 militärischen und zivilen Teilnehmerinnen und Teilnehmern überwiegend aus den Fachgebieten Pathologie, Pneumologie, Onkologie und Radiologie gut besuchte Tagung beschäftigte sich in diesem Jahr mit Neoplasien der Lunge, interstitiellen Lungenerkrankungen (ILDs) und COVID-19 bzw. postCOVID. Nach Begrüßung der Teilnehmer durch Oberstarzt Dr. Guido Weisel (stellvertretend für den Kommandeur BwKrhs Ulm) und Oberstabsarzt Dr. Sonja Förster (DGWMP) führte ein Themenblock in Aufgaben und Aufbau des Bundeswehrkrankenhauses Ulm vor dem Hintergrund des Auftrages des Sanitätsdienstes der Bundeswehr ein. Passend hierzu referierte Oberfeldarzt PD Dr. Christian Beltzer (BwKrhs Ulm) zu Damage Control Surgery in den Einsatzszenarien der Bundeswehr.

Den Auftakt zur zweiten Session bildete Prof. Sabina Berezowska (Lausanne), die sich mit neuen Entwicklungen in der histo- und molekularpathologischen Diagnostik des nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms einschließlich des Regressionsgradings nach neoadjuvanter Chemo(immun)therapie befasste und eine molekulare Subtypisierung des kleinzelligen Lungenkarzinoms vorstellte. Komplementär dazu zeigte PD Dr. Martin Faehling (Esslingen) auf, welche Informationen aus Sicht des Onkologen unabdingbar und zeitkritisch sind. Dr. Christiane Kümpers schloss die Session mit einem Beitrag zur Rolle von Serpin B13 im Plattenepithelkarzinom der Lunge.

Am Abend lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Stadt Ulm im Rahmen einer medizinhistorischen Stadtführung auf den Spuren der Pest kennen. Beim anschließenden Abendessen in der Museumsgesellschaft mit nächtlichem Blick auf das Ulmer Münster klang der Abend bei weiteren Gesprächen aus.

Der zweite Tag stand im Zeichen der nicht-neoplastischen Lungenerkrankungen. Unter dem Vorsitz von Prof. Sabina Berezowska (Lausanne) und Prof. Danny Jonigk (Aachen) wurden im Rahmen eines multidisziplinären ILD-Boards unter Beteiligung der Pathologie (Oberstarzt Prof. Steinestel), der Radiologie (Flottillenarzt PD Dr. Carsten Hackenbroch) und der Pneumologie (Oberfeldarzt Kristin Walter) mehrere Fallbeispiele interstitieller Lungenerkrankungen intensiv diskutiert. Im Anschluss stellte Dr. Braubach (Hannover) seine Arbeiten zur alveolären Fibroelastose vor. Ein Highlight bildete die virtuelle Keynote Lecture von Sanjay Mukhopadhyay (Cleveland, USA), der sich aufgrund der Zeitverschiebung für seine Präsentation bereits um 05:00 EST an sein Institut begeben hatte. Dr. Mukhopadhyay ist Autor von zwei Fachbüchern zur Lungenpathologie und zahlreicher wegweisender Fachartikel zur Diagnostik und Klassifikation von ILDs.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen referierte Prof. Wilhelm Bloch (Köln) zu Folgen der COVID-19-Erkrankung aus Sicht der Sportmedizin; als wehrmedizinisch relevanteste Aspekte sind hier die kurz- und mittelfristige Verringerung der körperlichen Leistungsfähigkeit und mögliche Langzeitfolgen durch Fibrosierung von Lungengewebe zu nennen. Dr. Saskia von Stillfried (Aachen) stellte die Auswertungen des dt. COVID-Obduktionsregisters zu Verstorbenen in zeitlichem Zusammenhang zu einer COVID-Impfung vor und konnte darlegen, dass sich selbst in dieser weltweit größten und hochselektierten Kohorte kein Risikosignal in Bezug auf die auch in der Bundeswehr verwendeten COVID-19-Impfstoffe ergibt.

Prof. Danny Jonigk (Aachen) zeigte schließlich, wie die Analyse von Gewebeveränderungen in der Lunge von an COVID-19 Verstorbenen den Weg zu neuen, hochauflösenden Methoden der zerstörungsfreien mikroskopischen Bildgebung ebnet.

Insgesamt bot die Tagung somit einen aktuellen und fachlich exzellenten Einblick in gegenwärtige Entwicklungen bei neoplastischen und nicht-neoplastischen Lungenerkrankungen. Darüber hinaus präsentierte das Bundeswehrkrankenhaus Ulm den zivilen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus mehreren Universitätskliniken in Deutschland, der Schweiz und Österreich die eigenen klinischen und diagnostischen Fähigkeiten im Bereich der Lungenmedizin. Nicht zuletzt zeigte sich das Bundeswehrkrankenhaus als offener und gastfreundlicher Tagungsort mit idealen Voraussetzungen für den wissenschaftlichen Austausch.